Editorial
Die hier versammelten Texte weisen
bei aller Heterogenität untereinander eine gemeinsame Stoßrichtung
auf. Gegen die herrschenden Richtungen der zeitgenössischen
politischen Philosophie insistieren sie auf einer Dimension theoretischer
und politischer Praxis, die bei ihnen mit Kategorien wie "sozialer
Antagonismus", "Machtverhältnisse", "das Politische" oder "das
Aleatorische" umschrieben wird. Zudem stellen sie ihre Untersuchungen
in den Kontext sozialer und politischer Veränderungen.
Jacques
Rancière zeichnet die unterschiedlichen Figuren von
der Antike bis heute nach, die die politische Philosophie hervorgebracht
hat, um das Politische, das Vermögen zu subversiven Subjektivierungsweisen,
zu verdrängen, indem sie es gerade in den verschiedenen Modi
sozialer (An)Ordnung verwirklichen wollte.
Chantal
Mouffe entwirft mit ihrem Konzept der radikal-demokratischen
Staatsbürgerschaft eine Form der politischen Identifikation,
die die Fallstricke sowohl der liberalen als auch der kommunitaristischen
Ansätze zur Normativität politischer Praxis umgeht.
Im
Gegensatz zu einer Vorstellung von Politik, die haupts�chlich auf
Konsens bedacht ist und die dadurch die politischen Leidenschaften
lahmlegt, pl�dieren Chantal
Mouffe und Ernesto Laclau in einem Gespr�ch f�r die Wiederkehr
des Politischen, die Wiederkehr des Antagonismus und des sozialen
Konflikts auf der politischen B�hne. Nur so kann auch ihrer Auffassung
nach der Aufstieg der extremen Rechten gestoppt werden, deren Erfolg
gerade auf der von ihnen geleisteten Polarisierung des politischen
Feldes bei gleichzeitiger Alternativlosigkeit zum herrrschenden
Regime auf der Linken beruhe.
Auf den in seinen letzten Lebensjahren
umrissenen aleatorischen Materialismus von Althusser gehen die beiden
Arbeiten von Sebastian
Reinfeldt / Richard Schwarz und von Antonio
Negri ein. Beide Aufsätze betrachten die von Althusser
geleistete Rekonstruktion einer "unterirdischen" Strömung aleatorischen
Denkens in der Philosophie nicht als ein philosophiegeschichtliches
Kuriositätenkabinett, sondern als eine methodologische Neuorientierung
materialistischen Denkens.
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