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Eine
"untergründige Strömung" im Denken des Politischen: der
aleatorische Materialismus von Louis Althusser
von Sebastian
Reinfeldt & Richard Schwarz
"Die marxistische Theorie (Wissenschaft und Philosophie)
stellt eine
Revolution ohne Vorläufer in der Geschichte der menschlichen
Erkenntnis dar. (...) Die Eröffnung dieses neuen Kontinents
hat
eine Revolution in der Philosophie hervorgerufen. (...) Diese Revolution
heißt: dialektischer Materialismus." (Louis Althusser, 1968) 1
"C'est alors qu'il lit les Hindous, les Chinois (le zen) et
Machiavel,
Spinoza, Kant, Hegel, Kierkegaard, Cavaillès, Canguilhem,
Vuillemin,
Heidegger, Derrida, Deleuze, etc. Il devient ainsi sans l'avoir
voulu
une philosophe matérialiste quasi professionnel - non matérialiste
dialectique, cette horreur, mais matérialiste aléatoire."
(Louis Althusser über Nikos Poulantzas, 1986)2
In diesen beiden Aussagen, zwischen denen ein
Abstand von 18 Jahren liegt, erfindet Althusser zwei entgegengesetzte
Traditionen der materialistischen Philosophie, die unterschiedliche
Genealogien aufweisen: Einmal lautet die These, es habe eine Revolution
in der Philosophie und den menschlichen Wissensformen gegeben, eine
Revolution, die ohne Vorläufer gewesen sei und die den Namen
"dialektischer Materialismus" trage.
Das andere Mal sagt der materialistische Philosoph Althusser, daß
eben diese Revolution-ohne-Ahnen etwas Entsetzliches sei
("cette horreur") und beruft sich gegenüber diesem Schrecken
auf eine unterirdische Tradition des Materialismus - "le courant
souterrain du matérialisme de la rencontre"3 -,
welche er mit dem Namen "aleatorischer Materialismus" belegt.
Vordergründig scheint es sich hierbei um zwei verschiedene
philosophiege- schichtliche Rekonstruktionen entlang der vertrauten,
von Friedrich Engels eingeführten antagonistischen Einteilung
der Philosophie in "materialistische" und "idealistische" Parteiungen
zu handeln; eine Einteilung, deren heuristischer Wert immer dubios
war, da sie nur zu Zwecken der nachträglichen philosophisshen
Legitimierung der eigenen theoretischen Praxis gedient hatte. Doch
läßt sich mit guten Gründen ein weiterer Name der
Philosophiegeschichte in beide Versionen einfügen. Es ist der
von Althusser selbst, in dessen Arbeiten, unabhängig von ihrem
Entstehungsdatum, beide Rekonstruktionsarten ihre Spuren
hinterlassen haben.
Man muß sich also entscheiden, welcher Althusser
uns noch etwas angeht. Wir gehen im folgenden davon aus,
daß die zweite Bestimmung des Materialismus als Denken des
"Aleatorischen"4 eine adäquatere Sicht auf die Entstehung
und Formierung gesellschaftlicher Kämpfe erlaubt als die erste.
Diese zurückgedrängte Strömung des Materialismus
in der Geschichte der Philosophie ist, da untergründig, wiederzugewinnen
als eine "tradition profonde qui cherchait son assiette matérialiste
dans une philosophie de la rencontre (...), donc dans le
rejet radical de toute philosophie de l'essence (Ousia Essentia,
Wesen), c'est-à-dire de la Raison (Logos, Ratio, Vernunft),
donc de l'Origine et de la Fin (...), au profit d'une philosophie,
qui refusant le Tout et tout Ordre, refuse le Tout et l'ordre au
profit de la dispersion ('dissémination' dirait en son
langage Derrida) et du désordre."5
Althussers Denken des Aleatorischen extrahiert
dieses nicht induktiv aus der nackten Empirie der gesellschaftlichen
Verhältnisse, sondern reflektiert es im Rahmen einer eigenen
theoretischen Praxis der Verschiebung und Verdichtung von überlieferten
epistemologisch-theoretischen Problematiken. Bereits in den Texten
Für Marx hat Althusser die auf dem damaligen marxstischen
Feld dominanten Fragestellungen verformt und aufgelöst: "es
sind philosophische Essays, deren Gegenstand theoretische
Forschungen sind und deren Ziel es ist, in die existierende theoretisch-ideologische
Situation einzugreifen, um gegen gefährliche Tendenzen
zu reagieren."6 So erstattet sein Eingriff (i.e.
Herauslösen, Verändern und Wieder-Einsetzen) in die hegel-marxistische
'Analyse' der Struktur gesellschaftlicher Widersprüche Hegel
den Hegelianern zurück und begründet einen eigenständigen,
Althussers Worten zufolge "marxistischen" Zugang. Durch diese Operation
gewinnt Althusser unserer Meinung nach den ersten aleatorischen
Begriff, den der "Überdeterminierung". Denn mit ihm ist nicht
"Hyperkausalität" gemeint, in dem Sinne, daß eine Widerspruchslinie
die Ursache aller anderen ist ("Bestimmung in letzter Instanz"7),
sondern deren Reziprozität, jedoch unter einer Dominante. Nicht
nur schlägt deren Stunde - "die einsame Stunde der 'letzten
Instanz'"8 - niemals: in einer komplexen Struktur kann
eine Dominante ohne die von ihr dominierten Ebenen oder Instanzen
weder existieren noch kann sich eine Verschiebung ("déplacement")
in der Struktur ohne die Rückwirkung der dominierten Ebenen
ereignen.9 Nicht nur der Begriff der Überdetermination,
sondern auch das Resultat ihrer Effekte, die Dominante, gehört
epistomologisch zum Feld des Aleatorischen.
Durch diese Verschiebung und Verdichtung einer theoretischen Problematik
- die Ökonomie kann nicht mehr als ein geheimes Zentrum aufgefaßt
werden und der ganze Rest als ihr manifester "Ausdruck", sondern
sie ist die Dominante eines strukturierten Ganzen - gelangt Louis
Althusser direkt zu einer Re-Lektüre von Erfahrungsprotokollen
historischer Kämpfe: "Denn wenn Marx uns allgemeine und konkrete
Beispiele gibt (der 18. Brumaire, der Bürgerkrieg in Frankreich
etc.), wenn die ganze politische Praxis der Geschichte der sozialistischen
und kommunistischen Bewegung ein unerschöpfliches Reservoir
an konkreten 'Erfahrungsprotokollen' bildet, so muß man wohl
sagen, daß die Theorie der spezifischen Wirksamkeit der
Überbauten und andere 'Umstände' zum großen Teil
noch zu erarbeiten sind, - und vor der Theorie ihrer Wirksamkeit,
oder gleichzeitig damit (...) die Theorie des besonderen Wesens
der spezifischen Elemente des Überbaus."10
Um die genannten Kämpfe überhaupt verstehen zu können,
bedarf es nach Althusser also einer "Theorie der spezifischen Wirksamkeit
der Überbauten". Diese sind nunmehr weder durch den
eingespielten Dualismus "ökonomischer versus politischer Kämpfe"
zu fassen, noch durch die beschreibende Metapher Basis-Überbau,
mittels der die Kämpfe auf vorgeblich distinkte und hierarchisierte
Sektoren verteilt werden, noch mithilfe der Annahme einer
vor den Kämpfen gegebenen kapitalistischen Ökonomie,
die die "Überbau"phänomene erst hervorruft.
Daher beziehen wir uns im folgenden auf die veröffentlichten
Auszüge des 1969 verfaßten Textes Idéologie
et Appareils idéologiques d'État und auf die erst
1994 unter dem Titel Marx dans ses limites veröffentlichten
Fragmente, in denen Althusser dieses Versprechen einer Theorie der
spezifischen Wirksamkeit der Überbauten à venir
ein gelöst hat.
Uns interessiert bei dieser Lektüre die Frage,
welche Konsequenzen die Umwidmung der Überbauten-Metapher
in das theoretische Konzept der "(Ideologischen) Staatsapparate"
nach sich zieht? Welche Bedeutung erhält der Ausdruck "Staat"
in diesem Kontext; warum und wie spielt im Konzept der Ideologischen
Staatsapparate die "Ideologie" eine prominente Rolle als gesellschaftlich
wirksame und produktive Instanz? Wie arbeiten drittens
eben diese Apparate im Diagramm der gesellschaftlichen Kämpfe?
Wir möchten zeigen, daß eine Lesart
des Althusser-Textes von 1969 im Sinne des dialektischen Materialismus
in den traditionellen Problemen der Analyse kapitalistischer Gesellschaftsformationen
(und den Bedingungen ihres "Übergangs") befangen bleibt, wohingegen
eine aleatorische Lektüre beide Formationstypen - Kapitalismus
und die Sozialismen "in einem Land" - als verschiedene Spielarten
(moderner staatlicher) Regulation gesellschaftlicher Vorgänge
und der Regierung der Individuen begreift, kurz: als Varianten innerhalb
des okzidentalen "Prozesses der Zivilisation".
I.
Der Staat als besondere Maschine
Einer der zentralen Effekte der Moderne, so wird
es zumindest behauptet, sie die Trennung von Staat und Gesellschaft.
Das bedeutet, daß weite Bereiche des sozialen Lebens dem direkten
staatlichen Kommando entzogen sein sollen, da der 'Macht des Fürsten'
Grenzen zu setzen sind: eine Privatsphäre, definiert durch
Eigentumsrechte, und die Instanz der Öffentlichkeit, definiert
durch Partizipationsrechte und Repräsentationsakte. Die Aufgabe
des Staates liege in der Gewährleistung des Schutzes nach außen
und in einem regulierenden Zugriff auf den gesellschaftlichen Verkehr,
sowie in der Garantie der Eigentumsrechte nach innen. Diesem liberal-demokratischen
Entwurf zufolge hat es Sphären zu geben, in denen 'Politik'
stattfindet (Parlamente, Parteien, Medien) und andere, aus denen
sie ausgesperrt ist (Familie, Religion, 'Kultur'). Diese Erzählung
über die Einrichtung der besten aller möglichen Welten
ist die Blaupause für die Errichtung der liberal-demokratischen
Regierungsweise gewesen, gleichzeitig aber auch die Textur, in der
sich diese Regierungsweise selber bis zum heutigen Tag präsentiert
und reflektiert.
Jener liberal-demokratische Entwurf öffentlicher und privater
Räume und die aus ihm abgeleitete Regierungsweise ist von der
marxistischen und der syndikalistischen Tradition kritisiert und
bekämpft worden. In den Klassenkämpfen des 19. Jahrhunderts
haben beide den Staat als Instrument in den Händen der herrschenden
Klasse identifiziert und als ein effektives Machtmittel angegriffen,
dessenpolitische Funktionen das Niederhalten der Widerstände
und die Befestigung der sozialen Herrschaft über die arbeitenden
Klassen sei.
Aus dieser Tradition der Staatskritik übernimmt Althusser die
Beschreibung des Staates als einer Besonderung ("instrument" et
"séparé"), die "relativ autonom" von ökonomischen
und sozialen Determinationen existiert: "Der Staat als 'Unterdrückungsmaschine',
die es den herrschenden Klassen (im 19. Jhd. der Bourgeoisie und
der 'Klasse' der Großgrundbesitzer) erlaubt, ihre Herrschaft
über die Arbeiterklasse zu sichern, um sie dem Prozeß
der Abpressung des Mehrwerts (d.h. kapitalistischen Ausbeutung)
zu unterwerfen. Der Staat ist vor allem das, was die Klassiker des
Marxismus als Staatsapparat bezeichnet haben."11
Zu einer Einschätzung, daß es die marxistische 'Theorie'
des Staates ist, die "das Wesentliche"12 berührt,
kann man allerdings nur gelangen, indem man die verstreuten Formulierungen
der marxistischen Klassiker wort-wörtlich noch einmal liest.
Was heißt, ihre einschlägigen Worte zu rezitieren, bis
an ihre Grenzen zu überdehnen, so weit, bis ein unerwarteter
Sinn herausspringt. Das hat Althusser getan.
Statt die bislang bis zur Ermüdung wiederholte Metapher von
"Basis und Überbau" zu benutzen, mit der man meinte, den Staat
in den Griff zu bekommen, filtert Althusser aus den Texten eine
'klassisch-marxistische' Anatomie des kapitalistischen Staates heraus:
- Der Staat (als "Unterdrückungsmaschine") ist ein Instrument
im Dienste (nicht im Besitz) der herrschenden Klasse(n) ("au service
de la classe dominante"). Als Instrument ist er nicht nur von der
(zivilen oder politischen) Gesellschaft, sondern von den Kräfteverhältnissen
zwischen den und innerhalb der Klassen selbst geschieden (séparé).13
Er interveniert also 'im Dienste' einer bestimmten Klasse, aber
'von Außen' in den Klassenkampf, um die sozialen Dominanzverhältnisse
aufrechtzuerhalten und zu begradigen. Bis hierher hat sich in der
Althusserschen Lektüre der Klassiker noch nichts Neues ereignet.
Der unerwartete Sinn erscheint in dem Moment, wenn aus dem Ausdruck
"Maschine" ein theoretisches Konzept wird, denn:
- Der Staat ist eine spezielle Maschine, die keine Güter
"produziert", sondern "etwas" transformiert. Sie wandelt die Energie
der Klassenkämpfe in Normen und Gesetze um.
- Der Staat, diese spezielle Maschine, besitzt eine eigene Materialität,
obwohl er keine Güter produziert und nichts in der Zirkulationssphäre
unternimmt. Er setzt sich aus verschiedenen Apparaten zusammen,
die in dem von ihnen gebildeten Gehäuse arbeitsteilig, aber
friktional koexistieren: als Repression, als Politik, als Ideologie.
Der Staat " est fait dŽun tout autre métal que le
reste des institutions, organisations ou organismes de la société,
bref que la reste de la société."14
- Der Staat verfügt über einen eigenen Körper, den
Staatskörper. In diesem wird eine relativ selbständige,
wenn auch parasitär existierende Staats- und bürokratische
Klasse ausgebildet, mit ihr eigenen Interessen, Programmen und Lebensweisen.
Diese Klasse verteilt sich auf die eben genannten speziellen Apparate,
wodurch sie (virtuell zumindest) gedreiteilt wird, in die Fraktionen
der Politiker, der Spezialisten fürs Ideologische und der Exekutoren
des Legitimen. Dabei tuen der marxistischen Tradition zufolge die
Spezialisten fürs Ideologische nicht viel mehr, als andauernd
gespenstische Ideen in die Welt zu setzen, ein Nichts, bestenfalls
Luftgestalten, die nur insofern effektiv seien, als daß sie
unser Bewußtsein heimsuchen würden. Auf der einen Seite
wirken also Gespenster, auf der anderen Seite existiert eine demgegenüber
harte Realität des Staates.15
Die oben skizzierte kritische Bestimmung des Staates,
in der so unterschiedliche Autoren des 19. Jh. wie Marx und Sorel
übereingestimmt haben, wird in der Umschrift Althussers (und
nur in dieser!) als empirisch korrekt autorisiert. Aber um die seiner
Meinung nach bei den Klassikern rein als "beschreibende Theorie"16
existierende Staatskonzeption in eine materialistische Staatstheorie
über- und fortsetzen zu können, fügt er ihr zweierlei
hinzu: Erstens wird die spezielle Maschine, genannt der Staat, in
die Triade RSA, PSA und ISA zergliedert; zweitens wird die linkshegelianische
Theorie der Gespenster und Alpträume (bei Marx und anderen)
in eine materialistische Theorie des Imaginären verwandelt.
II.
Die Gliederung des Staates: ISA, PSA, RSA
Der moderne (kapitalistische) Staat ist also ein
trianguläres Mobile aus ideologischen, politischen und repressiven
Elementen. In seiner Gesamtheit bildet er eine künstliche Vorrichtung
(ein "Dispositiv"), die von sozialen Energien angetrieben wird und
die diese in Ordnungen des Könnens umwandelt. "Je dirais donc
l'État est une machine au sens fort et précis du
terme tel qu'il s'est imposé au XIXe siècle,
(...) après la découverte de la machine à vapeur,
de la machine électromagnétique etc., c'est-à-dire
au sens d`un dispositif artificiel, comportant un moteur
mû par une énergie I, puis une système de transmission,
le tout étant destiné à transformer une énergie
défine (A) en une autre énergie défine (B)."17
Die Staatsmaschine ist als ein Dispositiv faßbar, das heißt
als eine wandelbare, prozessierende Konfiguration, die auf keinen
a priori fixierbaren "Instanzen" wie DEM POLITISCHEN, DEM
IDEOLOGISCHEN (DEM DISKURSIVEN) oder DEM REPRESSIVEN beruht. Im
Gegenteil verteilen sich repressive, ideologische und politische
Funktionen konjunkturell nach Stand der Kämpfe auf verschiedene
ihrer Apparate. Anders gesagt wirken die Kämpfe derart, daß
sich in der Staatsmaschine dominante und dominierte Kraftlinien
(dominante und dominierte Funktionen; dominante und dominierte Apparate)
herausbilden.
Die Architektur des Staates bestimmt Althusser letzter Hand wie
folgt:
- Der Repressive Staatsapparat bzw. der Apparat der öffentlichen
Gewalt setzt sich aus der Armee und den zivilen Sicherheitsorganen,
den Justiz- und Justizvollzugsbeamten, den Einsperrungsinstitutionen
(Gefängnis, Medizin, Psychiatrie, Unterrichtssystem) zusammen.
- Der Politische Apparat ist ein Misch-Masch, bestehend aus
dem Chef der Regierung bzw. des Staates, der politischen Verwaltung
und den öffentlichen Diensten.
- Die Ideologischen Staatsapparate, die heutzutage oftmals
unter dem Begriff der Zivilgesellschaft rubrifiziert werden: Medien,
Kulturinstitutionen, Sport, Kirchen, Gewerkschaften, Parteiensystem
und Parlamentswesen, die Familie.18
Die einzelnen Ensembles der staatlichen Maschine (RSA, PSA, ISA)
unterscheiden sich durch ihre je besonderen Wirkungsweisen und Reichweiten.
Der RSA spannt ein grobes Raster auf, das entlang von Oppositionen
wie normal/abweichend oder gesetzeskonform/delinquent arbeitet und
die 'schlechten Subjekte' dem öffentlichen Leben entzieht.
Der PSA setzt den Rahmen der öffentlichen Ordnung durch Verwaltungsakte,
Verordnungen und administrative Normen. Die ISAs sind in den vielfältigen
Fasern des Gesellschaftskörpern eingelassen, wo sie vorrangig
vereinheitlichend auf das Alltagsleben jedes/jeder Einzelnen wirken.
Auch die Triebfedern der einzelnen Maschinenensembles sind verschieden
beschaffen: während die des RSA die Gewalt, und die des PSA
der Befehl ist, ist die "cause motrice" der ISAs die Ideologie.
Auf diese Weise werden in den Teilbereichen der Staatsmaschine verschiedene
Regelwerke erzeugt: im RSA Strafnormen, im PSA Verfahrensregeln,
und in den ISAs Subjekt-Normen.
III.
"Sur la reproduktion":
Die transversale Funktion von Ideologie
In dem Text "Sur la reproduction" von 1969 hat
Louis Althusser das klassisch marxistische Basis-Überbau-Schema
eine "Metapher" genannt. Wie oben bereits ausgeführt, besitzt
für Althusser die aus der marxistischen Staatstheorie entnommene
Bestimmung des Staates als "Maschine" dagegen ausdrücklich
nicht den Status einer bildhaften Umschreibung, sondern den eines
theoretischen Konzeptes. Jenes entsteht durch die Überwindung
des epistemologischen Hindernisses der zu starken Bildhaftigkeit19;
eine Überwindung, die weder die Metapher als Ganze durchstreicht,
noch als bloßes Hilfsmittel für die Erkenntnis behandelt
- als jene berühmte Leiter, die nach dem Erreichen des Ziels
weggeworfen werden kann. Vielmehr können bestimmte Metaphern
"concepts presque parfaits"20 werden, die dann erkenntnisleitend
sind. In diesem Sinne nimmt Althussers Lektüre das von ihm
vorgefundene Maschinen-Bild wort-wörtlich, reizt dessen Topik
aus und bewegt sich bis zum äußersten Rand der sie konstituierenden
assoziativen Beziehungen. Derart gewinnt Althusser die These, daß
der Staat tatsächlich wie eine Maschine operiert. Welcher
Art aber ist diese Maschine, wie ist sie artikuliert und was produziert
sie?
Wie eine jede Maschine besteht sie aus unterschiedlichen Funktionseinheiten
bzw. aus weiteren Maschinen, die auf verschiedene Weise zusammengeschaltet
werden können und deren Zusammenspiel von der Art und Weise
ihrer Zusammenschaltung abhängt. Somit ist der Staat eine Montage
aus vielen Maschinen, deren Verknüpfung untereinander kontinuierlicher
Variation unterliegt.
Die zum Staat verknüpften Maschinen binden Energieströme
und verwandeln sie in geronnene Energiezustände: in Arbeitskraft,
Normen, Wissen, Produktivkraft, Plätze, imaginäre Verhältnisse,
Subjekte - kurz gesagt: in ungleichartige "Materialitäten".
Da der Staat also auch ein spezielles 'Produktionsverhältnis'
darstellt, ist die eherne Unterscheidung der marxistischen Tradition
zwischen Basis und Überbau gefallen und das Bild zerstört.
Eigentlich hätten nach Althusser marxistische TheoretikerInnen
keine Häuser bauen dürfen, weder in ihren Abhandlungen
noch durch ihre Politik.
Althusser ist nun 1969 der Ansicht gewesen, daß
Ideologie und die Ideologischen Staatsapparate einen prominenten
Platz in diesem Maschinen-Ensemble, das "Staat" genannt wird, einnehmen.
Ihre zentrale Position im gesellschaftlichen Gefüge haben die
Ideologischen Staatsapparate in der langen Geschichte ihrer Installierung
durch die ihnen eigene Effektivität bei der Produktion von
Gesellschaftlichkeit erlangt: im Rahmen des staatlichen Produktionszusammenhangs
sind sie es, die die "lebendige Arbeit" (hier im erweiterten Sinne
des Wortes als Gesamtheit menschlicher Kräfte und Energien
verstanden21) transformieren und aneignen. Durch subjektivierende
Identifikationsprozesse und deren Formierung in ritualisierten Praktiken
besetzen die ISAs diese "lebendige Arbeit": sie entwerfen Rollen,
Plätze und Spielverläufe. Dabei bewirken die ISAs diese
nach Althusser zu gleicher Zeit sowohl die Dressur und Herrichtung
der menschlichen Körper als auch die Modellierung der
imaginären Energien. Diese drei Dimensionen der Produktion
des Sozialen seitens der ISAs (Transformation/Aneignung, Inszenierung,
Dressur und Modellierung) sind jeweils Aspekte einer Herrschaft,
die nicht auf der Grundlage von Repression oder von Befehlen funktioniert.
Im Gegenteil hat sie Positivitäten des gesellschaftlichen Lebens
(Produktionsweisen, Tauschweisen, Subjektivierungsweisen) hergestellt
und reproduziert diese in historisch variablen (d.h. nicht vorher-bestimmten)
Formen.22
Die Ideologischen Staatsapparate sind aber weder die Generatoren
des Ideologischen (sie erzeugen die imaginären Energien, die
sie formen, nicht), noch die Häuser, in denen das IDEOLOGISCHE
wohnt. Vielmehr sind in allen Dimensionen des Staates (ISA, RSA,
PSA) ideologische Elemente virulent, auch wenn sie in unterschiedliche
Dominanz-Verhältnisse eintreten: im ISA ist Ideologie, wie
schon erwähnt, in der Rolle der "cause motrice", im PSA und
im RSA tritt sie hingegen nur begleitend auf (im PSA regiert 'in
erster Linie' der Befehl; im RSA 'in erster Linie' die Gewalt).
Dieses Verstreut-Sein des Ideologischen im 'gesellschaftlichen Ganzen'
führt uns zu der Bestimmung, daß Ideologie nicht nur
überall anwesend ist, sondern sich auch transversal ins Werk
setzt. Sie durchzieht sämtliche politisch umkämpften Räume,
die sie überdies als solche mit konstituiert ('artikuliert');
sie verbindet Räume und stützt sie aneinander. Die Modi
der Konstitution und Verbindung sind aber nicht von vornherein festgelegt
und sind weder voraussagbar noch planbar. Stattdessen folgen sie
eher einer 'Logik des Würfelwurfs'. Das bisher Gesagte läßt
sich zu der These verdichten, daß Ideologiedie im Diagramm
der Kämpfe überdeterminierte Transversale des strukturierten
Ganzen ist. Sie soll im folgenden erläutert werden.
Von Althusser wurde jene These - incredibile dictu - erstmals
1965 in "Lire le Capital" ausgeführt: Dort wird eine überraschende
Definition von Ideologie ins Spiel gebracht, nämlich als 'l'immobile
mouvement'. Ideologie (im Allgemeinen) ist unbewegt, da sich in
ihr nicht eine vor ihr unabhängige Instanz (etwa die Ökonomie)
widerspiegelt; sie ist (unsichtbare) Bewegung, da sie als eine sich
selbst modifizierende Struktur in der Welt ist, eine Struktur, die
nur über ihre Effekte erkennbar ist: "(E)lle peut, du moins,
assez bien exprimer par l'effet de légers déplacements
d'accents intérieurs, les changements actueles de la situation
historique: à la différence d'une science, une idéologie
est à la fois théoriquement close et politiquement
souple et adaptable. Elle se ploie aux besoins du temps, mais sans
mouvement apparent, se contentant de refléter par
quelque modification insensible de ses propres rapports internes,
les changements historiques qu'elle a pour mission d`assimiler et
de maîtriser."23
Mit dem Terminus "refléter" wird an dieser Stelle nicht etwas
bloß Abbildenes und Passives angezeigt, ein mehr oder weniger
verzerrter Reflex der tatsächlichen gesellschaftlichen Verhältnisse;
sondern in dieser Verwendung des orthodoxesten Terminus marxistischer
Epistemologie scheint etwas Aleatorisches auf: "refléter"
bezeichnet die Möglichkeit eines diskontinuierlichen Einschnitts,
der sich nur im Rahmen einer ideologischen Struktur mit ihren Eigenheiten
ereignen kann.
"L'exemple ambigu de l'"aggiornamento" de Vatican II suffirait à
nous en donner une éclatante preuve: effet et signe d'une
évolution incontestable, mais en même temps habile
reprise en main de l'histoire, à la favour d'une conjoncture
intelligemment utilisée. L'idéologie change donc,
mais insensiblement, en conservant sa forme d'idéologie;
elle se meut, mais d'un mouvement immobile, qui la maintient sur
place, en sans lieu et son rôle d'idéologie."24
Die verschiedenen regionalen Ideologien und die sie skandierende
Möglichkeit des Einschnitts hängen von den in den ideologischen
Apparaten Kämpfenden ab, von ihrem Kampfgeschick, ihren gewählten
Strategien und von den entsprechenden Einsätzen ihrer Gegner.
In welchen Spiegelbildern eine ideologische Struktur die geschichtliche
Entwicklung 'reflektiert', auch das gehorcht letztlich dem Zufall
des Kampfes.
Doch was bedeutet es dann eigentlich, wenn diese Kämpfe sich
'in der Ideologie' abspielen, die ja die "cause motrice" eines jeden
Ideologischen Staatsapparates darstellt? Was genau ist das Spezifische
ideologischer 'Reflektion'? Der Text von 1965 gibt darauf keine
Antwort. Der Terminus 'Reflektion' verführt wegen seiner philosophiegeschichtlichen
Überlastung dazu, ihn wie von selbst mit Begriffen traditioneller
Epistemologie wie 'Ideen', 'Bewußtsein' oder 'Geist' in Verbindung
zu bringen und das Problem der jeweiligen adaequatio intellectus
et rei aufzuwerfen. Die spätere Antwort Althussers auf
obige Fragen führt einen für den Marxismus neuartigen
Terminus ein, der im übrigen auch die Geltung des klassischen
Adäquatheitsproblems in Frage stellt: den Terminus des Imaginären.
"Il suffit pour notre propos présent de savoir que l'idéologique
ne se réduit pas aux systèmes conceptuels de l'ideologie,
mais est une structure imaginaire qui existe non seulement
sous la forme de concepts, mais aussi sous la forme d'attitudes,
de gestes, de conduites, d'intentions, d'aspirations, de refus,
de permissions, d'interdits, etc."25
Die 'Reflektion' besitzt in dieser Antwort nicht nur deshalb eine
Selbständigkeit gegenüber der geschichtlichen Entwicklung,
weil Ideologie sich aus Ideensysteme zusammensetzt, welche ein eigenständiges
Leben führen, sondern weil sie auch die Haltungen und die Gesten
der Körper bewohnt. Der dabei für unsere Fragestellung
weniger relevante Modus ideologischer Performanz ist der des Befehls
und das mit diesem Modus einhergehende Dressiert-Werden.26
Stattdessen konzentrieren wir uns auf das (im Prinzip paradoxe)
bildliche Setting ideologischer Inszenierung, in dem Subjekte
lokalisiert werden und in dem sie sich selbst plazieren; paradox
deshalb, da die Bildlichkeit sich niemals unmittelbar artikuliert,
sondern immer über Supplemente.
Da diese Supplemente aus konventionalisierten Zeichen bestehen,
können sie als solche nicht 'frei' vorliegen, sondern bilden
untereinander Anordnungen von (paradigmatischen und syntagmatischen)
Beziehungen aus. All diese Systeme besitzen jedoch ein ihnen gemeinsames
Bezugssystem zweiter Ordnung, das Althusser "symbolische Ordnung"
nennt. Nicht nur in modernen Gesellschaften ist sie durch eine grundlegende
Invariante bestimmt: die Separierung in Mann und Frau.27
Sie zieht die erste Grenze, die ein menschliches Wesen erfährt
und schafft die fundamentalen Kategorien, in denen man sich und
die anderen einordnet und durch die man zu einem 'normalen' Subjekt
wird. Die Bilderfolgen, in denen wir uns als Subjekte wiedererkennen
(und verkennen), tragen immer eine geschlechtliche Signatur, die
die Subjekte spaltet, eine Signatur, die sich durch ständige
Bezüge auf den besonderten und als allgemeines Äquivalent
gesetzten Signifikanten des Phallus ergibt: der Phallus Exchange
Standard, eine Drittheit, nach der "alle erogenen Möglichkeiten
bemessen und geordnet werden"28. Entscheidend in einer
symbolischen Ordnung ist aber nicht, welcher Art die Exchange Standards
sind, auf denen die jeweiligen Anordnungen beruhen und die den Austausch
der Zeichen letzteren skandieren, entscheidend ist vielmehr nur,
daß für jeden Austausch allgemeine Äquivalentformen
existieren. So repräsentiert für eine andere Zeichen-Anordnung
(die die Warenzirkulation regelt) Geld oder Gold die allgemeine
Äquivalentform, nach der die Waren bemessen, hierarchisiert
und verteilt werden; der Name Gottes repräsentiert die allgemeine
Äquivalentform, nach der menschliche Säugetiere durch
ihre Namen zu unverwechselbaren menschlichen Subjekten werden.
Somit wird das Imaginäre - endlose Reflektion von Spiegel-Bildern
- über ein Spiel differentieller Elemente und Relationen artikuliert.
Das Imaginäre setzt sich dadurch in Szene, daß es deren
dynamische Oppositionen rückwirkend stillstellt. Damit vollendet
sich aber die Paradoxie des Imaginären, denn die durch diese
Stillstellung festgesetzten Positionen werden erneut differentielle
Elemente eines nunmehr einsetzenden 'neuen Spiels'; die Bilder flottieren.
Aus diesem Zusammenhang ergibt sich für uns,
daß der Begriff der "Reflektion", in der Weise, wie er systematisch
bereits 1965 von Althusser verwendet worden ist, im Grunde ein aleatorisches
Konzept voraussetzt. Denn die symbolische Ordnung ist keine Vor-schrift,
sie gibt nicht vor, in welchen Mustern sich eine Gesellschaft bzw.
ihre Mitglieder wiedererkennen, sie bewirkt nur, daß dabei
ganze Bilder-Serien abgespalten und auf andere appliziert werden
können. Als aleatorisches Konzept begründet der materialistische
Begriff der 'Reflektion' (als von gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen
bestimmte Struktur) also eine Wiederaufwertung der tatsächlichen
gesellschaftlichen Widersprüche, die allen bisherigen Varianten
materialistischer Staatstheorie als reines Faktum suspekt waren
und die daher von ihnen als bloße Erscheinungen interpretiert
wurden, die auf einen ihnen zugrundeliegenden Hauptwiderspruch bezogen
und durch ihn erklärt werden müßten; der Begriff
der 'Reflektion' (analog zu dem der 'Überdetermination') verweist
stattdessen auf eine Gesamtheit prozessierender Widersprüche,
die sich zwar sämtlich auf einen Nullpunkt beziehen, aber weder
a priori hierarchisiert sind noch nach dem Grad ihrer Relevanz geordnet
werden können. Denn im strukturierten Ganzen ist der Ablauf
und Ausgang ihrer Interaktion nicht festgelegt: zwischen den Kämpfen
der Renault-Arbeiter, denjenigen um das II. Vatikanische Konzil
und denjenigen für neue kulturelle Ausdrucksformen besteht
kein vorab festsetzbarer Unterschied der Relevanz oder Nicht-Relevanz.
Daß diese Auffassung von Ideologie, imaginäre Relationen
zu reflektieren, ein aleatorisches Moment beinhaltet, dies hat mittelbare
Konsequenzen für die politische Praxis der Veränderung
der Welt. Aleatorischer Materialismus äußert sich nicht
in einer "Politik des Wahrsagens", die eine falsche Auffassung der
Wirklichkeit mit einer richtigen Erkenntnis derselben abgleicht
und die Gespenster der Ideologie gegebenenfalls mit dem Licht der
Vernunft vertreibt. Nicht nur negiert eine solche Herangehensweise
die volle Wirksamkeit von Ideologie, die nämlich als individuell
erscheinende Identitäten mit kollektiven (Subjekt)Positionen
verkoppelt, sondern sie unterliegt auch der (ideologischen) Aufklärungsforderung,
daß Politik ausschließlich vernünftig vor sich
gehen soll. Althusser hingegen situiert Politik in Hinsicht auf
ein "Irrationales", das im Verlauf der aufklärerischen Übersetzung
in ein rationales Bezugssystem neutralisiert und damit aus dem liberal-demokratischen
Raum der Politik verbannt wird. Für Althusser liegt dieses
"Irrationale" aber immer-schon in einer bestimmten Form vor:
in der durch Prozesse von Verschiebung und Verdichtung verwandelten
Form von Ideologie.29
Wir haben uns zu Beginn dieses Kapitels mehrfach
auf die These Althussers bezogen, daß die "cause motrice"
der ISAs die Ideologie ist. Diese Aussage haben wir im Verlauf unserer
Lektüre der frühen und der späten Texte Althussers
dahingehend interpretiert, daß es die imaginären Energien,
die in die Kämpfe investiert werden, sind, die die ISAs 'im
Allgemeinen' sowohl in Gang bringen als auch in Gang halten. Die
konkrete Gestalt der ISAs 'im Besonderen' und ihre Verschaltung
in einem konkreten staatlichen Maschinen-Ensemble sind hingegen
das Resultat von mehr oder weniger realisierten Plänen, Strategien
und Utopien im jeweiligen Diagramm der Kräfteverhältnisse.
Da also die Wünsche der Menschen einen prominenten Platz in
der Ideologie und in den ISAs haben, verankern sich die ISAs rückwirkend
im Alltagsleben. Diese Rückwirkung zeitigt den Effekt, daß
die Kämpfe (und all dasjenige, was in sie investiert wird)
einer eigentümlichen Gravitation unterliegen: sie erhalten
Form (imaginäre (Selbst-)Präsentation) und Gestalt
(institutionelle Kristallisierung) nur durch und in den ISAs - sowie
in den anderen Dimensionen des Staates.
Diese Form, in der sich die Kämpfe einzig präsentieren,
unterliegt der von uns so genannten 'Paradoxie des Imaginären':
es ist daher eigentlich unmöglich, das Imaginäre als solches
zu bekämpfen (denn die 'Vernunft' bildet immer das Imaginäre
einer Politik der Aufklärung und ist nicht ihr Außen).
Die Rekurseffekte des Imaginären bewirken, daß Individuen
zu Subjekten werden, indem sie sich (rückwirkend) in ein phantasmatisches
Theater-Szenarium einschreiben. Daher ist das Imaginäre Teil
unserer Subjekt-Werdung und steht in den Kämpfen nicht zur
Disposition. Da aber ein jedes Szenarium immer diskursiv artikuliert
ist, also auf Differenzbeziehungen aufruht, bleibt die Möglichkeit
offen, daß in den ISAs verschiedene Szenarien gegenüber
gestellt werden können und zur gleichen Zeit gegeneinander
stehen. So ist es zwar unmöglich, die Geschlechtsdifferenz
als solche aus der Welt zu schaffen, aber potentiell möglich,
die Geschlechter auf verschiedene Weisen zu vervielfachen.30
Weil die Menschen ihren Selbst- und Kollektivbezug in und durch
ISAs finden und daher als Subjekte sich ihrer Konflikte immer in
ideologischer Form 'bewußt werden' (d.h. sich ihrer erkennend/verkennend
bewußt werden) und sie ideologisch ausfechten - und weil im
übrigen auch Gemeinschaften nur im Modus von Ideologie entstehen
- deshalb ist Ideologie eine transversale Wirkungsanordnung, die
überall im strukturierten Ganzen verteilt ist, seine verschiedenen
Räume und Kampfformationen gestaltet, sie auf einen Schlag
sowohl voneinander abgrenzt als auch verbindet ('artikuliert').
Die bereits 1965 von Althusser verfertigte Definition von Ideologie
muß also als aleatorische verstanden werden (und gerade nicht
als a-historische): sie bildet als 'unbewegter Beweger' bzw. sich
selbst modifizierende Struktur den Resonanzraum, in dem sich die
geschichtliche Entwicklung 'reflektiert'.
IV.
Teleologie und Bruch
Für das von uns gewählte Lektüreverfahren
des klassischen Althusserschen Textkorpus (Für Marx; Lire
le Capital; Ideologie und Ideologische Staatsapparate) berufen
wir uns auf diejenige Theorie des Lesens, die Althusser selbst in
Rückgriff auf die Marx'sche Lektüre der Klassiker der
Politischen Ökonomie entwickelt hat - diejenige der 'symptomalen
Lektüre': "Telle est la seconde lecture de Marx: une lecture
que nous oserons dire 'symptomale', dans la mesure où, d'un
même mouvement, elle décèle l'indécelé
dans le texte même qu'elle lit, et le rapporte à une
autre texte, présent d'une absence nécessaire
dans le premier. Tout comme ca première lecture, la seconde
lecture de Marx suppose bien l'existence de deux textes,
et la mesure du premier par le second. Mais ce qui distingue cette
nouvelle lecture de l'ancienne est que, dans la nouvelle, le
second texte s'articule sur les lapsus du premier."31
Marx liest also Texte der Politischen Ökonomie nach diesem
Verfahren; Althusser wiederum tut dies mit den Texten von Marx.32
Althussers produktives Mißverständnis in diesem Ablauf
liegt darin, daß Marx einerseits geglaubt hat, die ideologische
Formation "Politische Ökonomie" auf eine wissenschaftliche
Stufe gehoben zu haben, wohingegen Althusser dessen Arbeitsweise
andererseits avant la lettre betrachtet und Marx' eigene
theoretische Praxis ernst nimmt. Ungeachtet der Frage, ob Althusser
diese Lektüreweise bei Marx nun zu finden glaubt, oder ob sie
eine Arbeitsweise ist, die Marx als seine eigenständige theoretische
Praxis selber nicht reflektiert hat, steht diese Lektüreweise
nunmehr als Methode zur Verfügung, die auch wir auf theoretische
Texte anwenden können.
Da aber der "erste Text" nicht wirklich ein erster Text ist - ein
geheimer Ursprung, auf den es zurückzukehren gilt - geht auch
der in den blauen Bänden archivierte Text von Marx bei Althusser
verloren. Der 'zweite' Text - entstanden aus den Lapsus (den Lücken,
dem Schweigen, dem nicht zu bearbeitenden Rest, dem Ver-Sehen) des
'ersten' - verfremdet und vergißt in ein und derselben Geste
sein Objekt, den 'ersten' Text und die von ihm ausgearbeiteten Problematiken.
So läßt sich erklären, warum in der Referenzliste
eines aleatorischen Materialismus der Name von Marx nicht mehr erwähnt
wird ("les Hindous, les Chinois (le zen) et Machiavel, Spinoza,
Kant, Hegel, Kierkegaard, Cavaillès, Canguilhem, Vuillemin,
Heidegger, Derrida, Deleuze, etc.") Der zweite Text, geformt von
der 'unterirdischen Strömung des Materialismus', weist keinerlei
expliziten Bezug auf den ersten mehr auf; er ist daher ein neuer
Resonanzraum, in dem die alten Texte nachklingen.
In diesem Resonanzraum wird etwas mit dieser Strömung Inkompatibles
herausgefiltert: das teleologische Denken, das sich Marx und seine
Nachfolger zu eigen gemacht haben. Diese Scheidung bewirkt den Verfremdungseffekt
und das produktive Vergessen des aleatorischen Rückgriffs auf
Marx. Gebrochen wird dadurch in allererster Linie mit den Großen
Passagen des Kapitals, in denen "die gesellschaftliche Bewegung
als ein naturgeschichtlicher Prozeß, den Gesetze lenken"33,
gelesen wird.
Indessen ist das Kapital keine homophone Komposition. Es
lassen sich nämlich in ihm zumindest zwei Stimmen (oder
Hypothesen) finden, die das auf-die-Welt-Kommen der kapitalistischen
Produktionsweise jeweils unterschiedlich erklären: eine dominante
und eine randständige. Dominant ist eine Theorie der 'Transition'
bzw. des Übergangs, nach der es eine notwendige und mehr oder
weniger gesetzmäßige Entwicklung von der einen Produktionsweise
(der feudalen) in die nächsthöhere (die kapitalistische)
und von dort aus in eine noch höhere Stufe, die sozialistische,
gebe. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind linear bestimmt
und 'wissenschaftlich' vorhersehbar.
Randständig - und eigentlich ohne Beziehung zur teleologisch-szientistischen
Architektur der Marxschen Theorie - findet sich eine Theorie des
"Recontre" zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Kräften
und Tendenzen34, die sich gewaltätig und unter Einsatz
aller verfügbaren Mittel bekämpfen. Damit ist eine Theorie
des "Recontre" immer auch eine Theorie der (gesellschaftlichen Strukturen
bildenden) Gewalt, die von teleologisch argumentierenden Gesellschaftstheorien
(und auch von den reformistischen Spielarten des Marxismus) unsichtbar
gemacht wird.
Gleichzeitig ist sie eine indeterministische Theorie, was das Ergebnis
des Aufeinandertreffens gesellschaftlicher Kräfte und Tendenzen
betrifft. So kann sie beispielsweise für die Vergangenheit
lediglich registrieren, daß und wie die widerstreitenden
Elemente in einer Struktur auf eine bestimmte Weise (und nicht auf
eine andere) fixiert und gegliedert worden sind, kurz: sie gibt
keine unverrückbaren Gesetzmäßigkeiten preis, die
die Geschichte lenken. "Il suffit pour cela que la rencontre ce
soit produit, et ait été regoureusement pensée,
entre ces éléments, qui sont identifiés à
partir du résultat de leur conjonction, et le champ historique
au sein duquel il faut penser leur histoire propre, qui lui n'a
rien à voir dans son concept avec ce résultat,
puisqu'il est défini par la structure d'un autre mode
de production. Dans ce champ historique (constitué par le
mode de production antérieur), les éléments
dont on fait la généalogie n'ont précisément
qu'une situation 'marginale', c'est-à-dire, non déterminante.
Dire que les modes de production ce constituent comme des variations
de combinaison, c'est dire aussi qu'ils intervertissent les ordres
de dépendence, qu'ils font passer dans la structure (qui
est l'objet de la théorie) certaines éléments
d'une place de domination à une place de soumission historique."35
'Der' Kapitalismus - das heißt die kapitalistische Produktionsweise
- weist kein ihm innewohnendes Wesen auf, das sich im Verlauf der
Zeit kontinuierlich entfaltet und dabei die Schranken des Vorherigen
durchbrochen habe; stattdessen wird er hier als das nicht voraussagbare
Ergebnis einer durch das Aufeinandertreffen von heterogenen Kräften
bewirkten Artikulation diskreter Elemente erklärt, deren Verhältnis
in der Folge andauernder Variation unterliegt; als Ergebnis mit
abwesender Ur/Sache also.36 Der Kapitalismus ist in einem
bestimmten Territorium unter bestimmten komplexen Konditionen entstanden
(England), auf einem anderen Territorium mit ähnlichen Konditionen
jedoch nicht (Deutschland). Ebenso wird sein Verschwinden in einer
anderen Struktur, d.h. die Neuformierung seiner Elemente, das Ergebnis
einer abrupten Neuartikulation 'auf einen Schlag' sein, sei es in
der Form eines Bruchs, einer Katastrophe oder einer Permutation.
Diese Überlegungen führen uns wiederum zu einer anderen
Lektüre einiger klassischer Texte der marxistischen Tradition.
Nach dieser bedeutet die Formel "Diktatur des Proletariats" nicht,
daß ein neuer und als Maschine besser funktionierender Staat
das Objekt seines Begehrens sein könne, sondern das dieses
kommende Ereignis aus den Kämpfen innerhalb der Matrix der
Staatsapparate hervorgeht, aus Kämpfen aber, die eine der Logik
der liberal-demokratischen Repräsentation fremde Form (Balibar:
"das Ganze eines anderen Staatsapparats und etwas ganz anderes
als ein Staatsapparat") annehmen. Die 'Diktatur des Proletariats'
stellt sich also in einer kollektiven Entscheidung her, in der weder
der Adressant noch Adressat symbolisch und institutionell repräsentiert
werden. Vielmehr enthält die Formel nur einen unbestimmten,
immer neu zu schreibenden Auftrag, der als solcher zwischen beiden
zirkuliert und eine bisher unbekannte Figur (und Form) der Gemeinschaftlichkeit
und der gesellschaftlichen Solidarität herausfordert.
In dieser aleatorischen Lesweise basiert die Veränderung der
Welt also nicht auf einer immer-schon präformierten Dynamik:
das Ziel dieser Veränderung besteht nicht in der Schaffung
eines neuen Staats (als eine wiederum "spezielle" und als "abgesondert"
existierende "Maschine"); damit geht auch einher, daß sie
"kein Subjekt" hat, was heißt: keinen im voraus angebbaren
und im nachhinein repräsentierbaren Träger mit feststehenden
Intentionen und Interessen. "Singulière philosophie qui est
un 'matérialisme de la rencontre', pensée au travers
de la politique, et qui, comme telle, ne suppose rien de préétabli."37
Mit dieser Bestimmung ist der Abstand angezeigt, der den aleatorischen
Materialismus von demjenigem trennt, den man einst den dialektischen
genannt hat.
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Anmerkungen
1 "Interview mit L. Althusser",
in: L. Althusser, Für Marx, Frankfurt/M. 1974, S.207
(nicht in der französischen und der englischen Ausgabe enthalten).
2 "Portrait du philosophe matérialiste", in: L.
Althusser, Écrits philosophiques et politiques, Paris
1994, S.582.
3 "Le courant souterrain de matérialisme...",
in: L. Althusser, Écrits..., a. a. O., S.589.
4 In der französischen Umgangssprache bedeutet aléatoire
soviel wie "unsicher" oder "ungewiß". Das in der deutschen
Umgangssprache ungebräuchliche Wort "aleatorisch" bezeichnet
eine vereinbarte Spiel- oder Wettform.
5 "Le courant souterrain de matérialisme...",
in: L. Althusser, Écrits..., a. a. O., S.561.
6 "An die deutschen Leser", in: L. Althusser, Für
Marx, a. a. O., S.11 (nicht in der französischen Ausgabe
enthalten).
7 Vgl. die Briefe von Engels an J. Bloch vom 21./22.
September 1890 (MEW 37, S.462ff.) und an H. Starkenberg (eigentlich
an W. Borgius) vom 25. Januar 1894 (MEW 39, S.205ff.).
8 "Widerspruch und Überdeterminierung", in: L. Althusser,
Für Marx, a. a. O., S.81.
9 Vgl. "Du 'Capital' à la philosophie de Marx",
in: L. Althusser et al., Lire le Capital, Paris 1996, S.282f.
10 "Widerspruch und Überdeterminierung", in: L.
Althusser, Für Marx, a. a O., S.82.
11 "Ideologie und ideologische Staatsapparate", in: L.
Althusser, Marxismus und Ideologie, Westberlin 1973. S.122.
12 "In dieser Weise dargelegt, berührt die marxistisch-leninistische
'Theorie' des Staates das Wesentliche, und es kann keinen Augenblick
ein Zweifel darüber bestehen, daß man sich bewußt
werden muß, daß dies wirklich das Wesentliche ist."
(Althusser, "Ideologie...", in: L. Althusser, Marxismus und Ideologie,
a. a. O., S.123).
13 "Marx dans ses limites", in: L. Althusser, Écrits...,
a. a. O., S.425f.
14 "Marx dans ses limites", in: L. Althusser, Écrits...,
a. a. O., S.458.
15 Vgl. hierzu Jacques Derrida, Spectres de Marx,
Paris 1993.
16 "Ideologie...", in: L. Althusser, Marxismus und
Ideologie, a. a. O., S.124.
17 "Marx dans ses limites", in: L. Althusser, Écrits...,
a. a. O., S. 463.
18 In diesem Text, "Marx dans ses limites" von 1978,
modifiziert Althusser das Schema des Staates, das er 1969 skizziert
hatte (S.458ff.). Zum einen fügt er diesem einen neuen Apparatetyp
ein, nämlich den des Politischen Staatsapparates. In der früheren
Fassung waren die jetzt als Bestandteile des PSA verzeichneten Institutionen
noch als Teil des RSA aufgefaßt worden, das heißt, sie
sollten "in erster Linie" auf der Grundlage von Repression arbeiten.
Dies wird nunmehr dahingehend präzisiert, daß sie "in
erster Linie" auf Grundlage von Befehlen funktionierten. Zum anderen
ist der ehemals im Konzert der ISAs als dominierend bezeichnete
ISA, die Schule, in das Set des Repressiven Staatsapparates aufgenommen
worden. Dies läßt sich dadurch rechtfertigen, daß
dessen Arbeitsweise durch die Attributierung "disziplinär und
para-disziplinär" ergänzt wird. Damit wird die Funktionsweise
der Repression um eine 'produktive' Dimension erweitert, so daß
Repression nunmehr auch "Zurichtung" bedeuten kann. Damit wäre
als das wesentliche Merkmal des Unterrichtssystems dessen Befähigung
zur Zurichtung von Subjekten anzusehen.
19 Vgl. Gaston Bachelard, La formation de l'esprit
scientifique, Paris 1938, dt. in: Epistemologie, Frankfurt/M.
1993, S.192ff.
20 "L'objet du 'Capital'", in: L. Althusser et al., Lire
le Capital, a. a. O., S.410.
21 Diese Verwendung des Begriffs der lebendigen Arbeit
entlehnen wir der Interpretation des Marxschen Arbeistbegriffs bei
Antonio Negri und Michael Hardt: "Unsere Untersuchung zielt darauf,
die Voraussetzungen und Dimensionen einer Praxis schöpferischer
Freude zu entdecken - und Freude bedeutet hier die zunehmende Macht
eines sich entwickelnden gesellschaftlichen Subjekts. Die lebendige
Arbeit dieses Subjekts ist zugleich Freude, die Affirmation der
eigenen Macht. In diesem Sinn ist die Affirmation der Arbeit die
Affirmation des Lebendigen selbst." (A. Negri/M. Hardt, Die Arbeit
des Dionysos, Berlin 1997, S.5)
22 Auch in den realexistierenden Sozialismen ist die
Staatsmaschine aus dem RSA, dem PSA und verschiedenen ISAs zusammengesetzt
gewesen. Im Unterschied zu kapitalistischen Gesellschaftsformationen
haben die ISAs aber dort nicht jene 'prominente' Rolle der Produktion
und Reproduktion des Sozialen innegehabt: im Stalinismus ist das
Soziale durch den Terror des RSAs hergestellt und befestigt worden,
in den nach-stalinistischen Gesellschaften durch die Kommandostrukturen
des PSAs. Dies bedeutet jedoch nicht, daß Herrschaft in den
nach-stalinistischen Gesellschaften nicht-ideologisch gewesen wäre;
vielmehr wurde das Ideologische vom PSA gebunden und festgelegt,
mit allen gespenstischen Erscheinungen, die solch eine Verwaltung
des Ideologischen und seine offensichtliche Transmission nach sich
ziehen muß. Von daher interpretieren wir die 'Dissidenz' der
80er Jahre als Kampf der Ideologischen Staatsapparate im
Sozialismus gegen den politischen Apparat.
23 "L`objet du 'Capital'", in: L. Althusser et al., Lire
le Capital, a. a. O., S.341f.
24 "L`objet du 'Capital'", in: L. Althusser et al., Lire
le Capital, a. a. O., S.342.
25 "Lettres à D...", in: L. Althusser, Écrits
sur la psychanalyse. Freud et Lacan, Paris 1994, S.108.
26 Vgl. auch G. Deleuze/F. Guattari, Tausend Plateaus,
Berlin 1992, S.111: "Als Befehle oder Kennworte bezeichnen
wir nicht eine spezielle Kategorie von expliziten Aussagen (zum
Beispiel im Imperativ), sondern die Beziehung jedes Wortes oder
jeder Aussage zu impliziten Voraussetzungen, das heißt zu
Sprechakten, die sich in der Aussage vollenden und sich nur in ihr
vollenden können. Befehle beziehen sich also nicht nur auf
Anordnungen, sondern auf alle Handlungen, die durch eine 'gesellschaftliche
Verpflichtung' mit Aussagen verbunden sind. Es gibt keine Aussage,
die diese Bindung nicht direkt oder indirekt darstellt." Vgl. weiterhin
J. Lyons, Semantics, Vol. 2, Cambridge 1977, S.745-768.
27 Vgl. L. Althusser, Freud und Lacan, Berlin
1976; sowie C. Lévi-Strass, Les Structures élémentaires
de la parenté, Paris 1967.
28 J. Baudrillard, Der symbolische Tausch und der
Tod, München 1982, S.182.
29 Andere Ansätze, in größerer oder geringerer
Nähe zu Althusser, kennen über diesen hinaus andere Formen
des 'Irrationalen', das das Politische antreibt: Verschwendung bei
Bataille; Gewalt bei Benjamin und Schmitt; Différence bei
Derrida; Machtverhältnisse bei Foucault; das Poetische bei
Jakobson und Kristeva; Sexuelle Differenz bei Irigaray; Verführung
bei Baudrillard... Diese Formen des 'Irrationalen' sind dem herrschenden
Liberalismus indes nicht unbekannt: unablässig bespricht er
sie, kritisiert sie, und signifiziert sie als Exzesse, von denen
das Politische gereinigt werden muß.
30 Vgl. etwa die Idee der Vervielfältigung der Geschlechter,
die in jüngster Zeit von Judith Butler entwickelt worden ist:
Judith Butler, Das Unbehagen der Geschlechter, Frankfurt/M.
1991.
31 "Du 'Capital' à la philosophie de Marx", in:
L. Althusser et al., Lire le Capital, Paris 1996, S.22f.
32 "Voilà donc de quoi est coupable notre lecture
philosophique du Capital: d'avoir lu Marx en observant les
règles d'une lecture dont il nous donne l'imperessionnante
lecon dans sa propre lecture de l'économie politique classique."
("Du 'Capital' à la philosophie de Marx", in: L. Althusser
et al., Lire le Capital, Paris 1996, S.26).
33 Diese Charakterisierung 'seiner wirklichen Methode'
seitens I. I. Kaufman bezeichnet Marx im Nachwort zur 2. Auflage
des Kapitals als 'treffend'. Vgl. MEW 23, S.18ff.
34 Wir denken an dieser Stelle vor allem an das 24. Kapitel
des Kapitals über die "sogenannte ursprüngliche
Akkumulation", in dem die Entstehung des Kapitalismus als das Resultat
eines gewalttätigen Aufeinandertreffens von gesellschaftlichen
Kräften und Tendenzen erklärt wird (Vgl. MEW 23, S.741ff.).
Dieses Kapitel bildet für Althusser das "vrai coeur", das wahre
Herz, des Kapitals (vgl. "Le courant souterrain de matérialisme...",
in: L. Althusser, Écrits..., a. a. O., S. 572).
35 E. Balibar, "Concepts fondamentaux du matérialisme
historique", in: L. Althusser et al., Lire le Capital, Paris
1996, S.531f.
36 In Althussers Worten: "l'essentiel est le résultat:
qu'il [die kapitalistische Produktionsweise] existe." ("Le courant
souterrain de matérialisme...", in: L. Althusser, Écrits...,
a. a. O., S.574).
37 "Le courant souterrain de matérialisme...",
in: L. Althusser, Écrits..., a. a. O., S.546.
Literatur
Althusser, Louis, "Ideologie und Ideologische Staatsapparate",
in: Marxismus und Ideologie, Westberlin 1973: VSA, S.111-172.
Althusser, Louis, Für Marx, Frankfurt/M.
1974: Suhrkamp.
Althusser, Louis, Freud und Lacan, Berlin
1976: Merve.
Althusser, Louis, "Lettres á D...", in:
Écrits sur la psychanalyse. Freud et Lacan, Paris
1994: STOCK/IMEC.
Althusser, Louis, Ècrits philosophiques
et politiques., Tome 1, Paris 1994: STOCK/IMEC.
Althusser, Louis; Balibar, Etienne; Establet, Roger;
Macherey, Pierre; Rancière, Jacques, Lire le Capital.
Nouvelle Édition Revue, Paris 1996: PUF.
Bachelard, Gaston, Epistemologie, Frankfurt/M.
1993: Fischer.
Baudrillard, Jean, Der symbolische Tausch und
der Tod, München 1982: Matthes & Seitz.
Butler, Judith, Das Unbehagen der Geschlechter,
Frankfurt/M. 1991: Suhrkamp.
Deleuze, Gilles; Guattari, Félix, Tausend
Plateaus, Berlin 1992: Merve.
Derrida, Jacques, Spectres de Marx, Paris
1993.
Lévi-Strauss, Claude, Les Structures
élémentaire de la parenté, Paris/The Hague
1967: Mouton.
Lyons, John, Semantics. Vol. 2, Cambridge
1977: Cambridge University Press.
Marx, Karl; Engels, Friedrich, Werke, Ostberlin:
Dietz (zitiert: MEW).
Negri, Antonio; Hardt, Michael, Die Arbeit des
Dionysos, Berlin 1997: Edition ID-Archiv.
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